Müll zu Schönheit?

Kann Müll schön sein? Wie lässt sich Arbeit sichtbar machen? Wie viel Müll fällt eigentlich in den Wallanlagen an?

In drei Monaten entstehen 55 Kubikmeter Müll allein in der Friedberger Anlage – etwa soviel wie ein geräumiges Wohnzimer fassen kann. Die Parkreiniger der integrativen drogenhilfe Café friedA machen den Müll weg – täglich. Gemeinsam mit der Kommunikationskünstlerin Gabriele Juvan entstand im vergangenen Jahr die Idee, aus dem Müll Kunst zu machen und damit sein Ausmaß sichtbar zu machen, erzählt Irene Meyer, die Leiterin der Einrichtung. Eine sichtbare Skulptur wächst auf der Wiese vor der Einrichtung und vielleicht wichtiger: unsichtbare Beziehungen entstehen. Die Teilnahme am „Stadtlabor“-Projekt bedeutet für Tobias (30) Wertschätzung und Anerkennung seiner Arbeit – und die Mitarbeit bei dem Kunstprojekt gibt seinem Tag mehr Struktur. Sein Projekt ist außerdem ist die Pflege der Facebook-Seite, die er extra dafür angelegt hat – dort stellt er Bilder vom Prozess ein.

Die Rückmeldungen zum Projekt sind kontrovers – viele verstehen nicht, was die Drahtgitterkörbe mit dem Müll sollen und ärgern sich darüber, andere versuchen, die Körbe aufzubrechen um vielleicht noch eine Pfandflasche zu erwischen. Viele der Schüler der angrenzenden Julis-Leber-Schule begegnen den Parkreiniger-Team hingegen mit Respekt – durch das Projekt kommen viele neue Gespräche und Kontakte zustande. Viele finden es wichtig, dass das Ausmaß des Mülls, den wir produzieren, sichtbar wird; andere denken, dass gerade die Verbindung zwischen künstlerischem und sozialem Ansatz den Wert des Projekts ausmacht. Das Team hat immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen – der Müll muss sortiert werden, bevor er in die Drahtgitterkörbe kommt – zu groß wäre die Gefahr, dass die Skulptur anfängt zu stinken und Ratten anzieht. Die Motivation für diese Arbeit ist nicht immer leicht und da hilft es, dass Gabriele Juvan einen Kuchen backt, sobald ein Korb gefüllt wird.

Die Müllskulptur ist lebendiger Teil von „park in progress“ – sie wächst, sie verändert den Ort, den wir mit dem Stadtlabor untersuchen und sie weckt Bewusstsein für die Grünfläche und vielleicht ihren Wert. Wer die Skulptur beim Wachsen beobachten möchte, kann dies in der Friedberger Anlage tun. Beitrag Nr. 47 in der Wanderkarte…HM_Stadtlabor_Map_A2_140423_final-page-002_web

Termin: Wer mehr über das Projekt wissen möchte, kommt zum Werkstattgespräch am 20. September um 15 Uhr – dann wird die fertige Skulptur nur für kurze Zeit präsentiert, danach wird sie abgebaut. Ein Audiostatement vom Team zum Projekt gibt´s in der Smartphone-App.

 

Der Sound von Frankfurt

Wie klingt Frankfurt? Welchen Sound haben die Wallanlagen?

In der Friedberger Anlage überraschen ungewohnte Geräusche die Fußgänger, Radfahrer und Enten. Die Hörstation von CLUBbleu lässt den Sound der Wallanlagen auf neue Weise erklingen. Das Elektonik-Duo sammelt Klänge der Satdt, recycelt sie und arrangiert sie in experimenteller elektronischen Kompositionen neu. Am Mittwoch findet das Live-Konzert von CLUBbleu im historischen museum statt!

CLUBbleu sind Julia Mihály und Felix Leuschner – sie erforschen den Klang von Städten. Nach Augsburg und München haben sie sich nun an die klangliche Vermessung von Frankfurt gemacht. Besonders interessiert die beiden hier, wie sich urbane Plätze zu akustischen Nicht-Orten verwandeln können.

 

Die Wallanlagen waren wichtiger Ausgangspunkt für die urbanen Sounduntersuchungen: Der Grüngürtel zieht sich als ein schmales Band durch die hochtechnisierte Stadt und das maschinell geprägte Klangbild der Stadt bricht immer wieder akustisch in die Parkanlage ein. So kann sich ein Park, der als Raum öffentlicher Naherholung zunächst als Ort eingestuft wird, akustisch gesehen in einen Nicht-Ort verwandeln, indem das Klangbild der Natur von Geräuschen des Auto- und Flugverkehrs überlagert wird.

Unterscheiden muss man zwischen den Aufnahmen und den Kompositionen: Während die Fieldrecordings zeigen, wie gegensätzlich Frankfurts visuelle und klangliche Eindrücke sind, eröffnen die neu arrangierten elektronischen Kompsoitionen einen ganz einzigartigen Frankfurt-Sound, der sich zusammensetzt aus Schallwellen, die sich zwischen Hochhausfassaden brechen, aus Kreissägen und Hammerschlägen, aus Naturaufnahmen, Straßenbahnen, brachialen Explosionsgeräusche und  Unterwasserklängen des Mains.

Neben der Hörstation am Odeon findet sich übrigens in der Smartphone-App für jede Anlage eine eigene Komposition! Das zu diesem Anlass erarbeitete frankfurt album von CLUBbleu gibts im Museumsshop des historischen museums!

Am Mittwoch 16.7. kann im historischen museum frankfurt in entspannter Lounge-Atmosphäre dem Klang von Frankfurt und den Wallanlagen gelauscht werden. Wir freuen uns auf viele Besucher*innen!

CLUBbleu_CD-Release_Stadtlabor Wallanlagen_frankfurt album

 

 

Termin:

Konzert: Sound of Wallanlagen. Dark energy frankfurt album

Mittwoch, 16. Juli 2014, 19 Uhr

Ort: historisches museum frankfurt, Römerberg

Bernusgewölbe mit Lounge und Weinbar

Eintritt: 4€

 

Urban Legends – die Sage um Hans Winkelsee

Die Anna-Schmidt-Schule ist die einzige Schule in Frankfurt, von der aus die Spitze des Eschenheimer Turms zu sehen ist und die Sage von Hans Winkelsee erfreut sich bei den Schülern seit Jahren großer Beliebtheit. Da lag es auf der Hand, den Stoff als Grundlage für ein Theaterstück zu verwenden:

Der Neuner in der Wetterfahne ist eine bekannte Sage aus dem Frankfurt am Main des 16. Jahrhunderts. Sie handelt von einem Wilderer, der für neun Tage im Eschenheimer Turm eingekerkert war. Er soll der Todesstrafe entgangen sein, indem er die Ziffer 9 in die Wetterfahne des Turmes schoss. Die Klasse 2b der Regel-Grundschule hat aus dem Stoff ein Theaterstück entwickelt, das Anfang Juli und einmalig im September zur Aufführung kommt. In der Premiere wird die Rolle des Bürgermeisters von Oberbürgermeister Peter Feldmann höchstpersönlich gespielt.

Postkarte Hans Winkelsee_Sammlung Church

Der Stoff wurde ergänzt und interpretiert, um Rollen für alle Schüler zu schaffen, die mitspielen wollten. Damit nicht genug, plötzlich stand die Idee im Raum, dass Hans Winkelsee sein Gnadengesuch an den Bürgermeister richtet und nicht, wie in den bisherigen Erzählungen, an den Rat der Stadt Frankfurt. „Und wie wäre es, wenn wir unseren Oberbürgermeister fragen, ob er die Rolle übernimmt?“ , schlagen die Schüler im Überschwang vor. Aus einer lustigen Idee wird anschließend ein fester Vor­satz. Eine Schülerin fasst sich ein Herz und besucht Oberbürgermeister Peter Feldmann in der Bürgersprechstunde, um ihn für die Rolle zu gewinnen. Mit Erfolg – in der Premiere am 1. Juli 2014 spielt er den Bürgermeister.

Die „Bürgersprechstunde“, der „Dibbemarkt“ und die „Grie Soß“ wurden ebenfalls ins Stück eingearbeitet. Lassen Sie sich überraschen, wie sich die Geschichte in der Fantasie der Klasse 2b zugetragen hat.

In der Ausstellung ist die Anna-Schmidt-Schule übrigens mit 5 Beiträgen vertreten, alle rund um die Bockenheimer und Eschenheimer Anlage! (Nr. 23, 29, 31, 33, 38), und für die App haben die Schüler eine kleine Audiospur zum Entenhotel eingesprochen!

Termine:

Dienstag, 1. Juli 2014 (Premiere mit OB Peter Feldmann)

Mittwoch, 2. Juli 2014

Mittwoch, 17. September 2014

jeweils um 12:30 Uhr im Forum der Anna Schmidt-Schule (Zugang Fellnerstr./ Bockenheimer Anlage)

 Anmeldung erbeten unter: w.hofmann-jarczyk@anna-schmidt-schule.de

Ausstellungs-App für die Wallanlagen

5,2 km Ausstellungsfläche, 22 Hektar Grün, unendlich viele Zugänge, 24/7 Öffnungszeiten und ein diverses, zufälliges Ausstellungspublikum – fast größenwahnsinnig wirken die Rahmenbedingungen des aktuellen (und kurz vor der Eröffnung stehenden) „Stadtlabor unterwegs“ in den Wallanlagen. Unter dem Titel „park in progress“  nehmen wir die Herausforderung an und stellen der Ausstellung im öffentlichen Raum ein mächtiges Werkzeug zur Seite: die Wallanlagen App.

Zum ersten Mal entwickeln wir im historischen museum frankfurt eine Smartphone-Anwendung, die ähnlich wie die analoge Wanderkarte den Ausstellungsbesuch bereichern soll. Ausgehend von der Frage, wie wir den Ausstellungsbesucher/innen die Orientierung im unübersichtlichen Wallanlagen-„Dschungel“ erleichtern können, entdeckten wir plötzlich immer neue Möglichkeiten. Eine App kann nicht nur den Weg durch die Ausstellung vermittelt. Vielmehr ist sie Träger für mediale Inhalte, die in der öffentlichen Ausstellung nicht gezeigt werden könnten.  Sie ermöglicht uns auch die spielerische Vermittlung von Ausstellungsinhalten. Informationen z.B.  zu Veranstaltungen können aktualisiert angezeigt werden und eine „Share“ Funktion für einschlägige Social Media Plattformen ermöglicht das Teilen von Ausstellungsinhalten und und und… wow, Größenwahnsinn ich hör dir trapsen. Aus dem vielseitigen Sortiment entschieden wir uns für folgende Funktionen:

  • Zum einen bietet die neue App Begleitmaterialien zur Ausstellung: Was ist das überhaupt für ein Ausstellungsprojekt? Wo sind die Beiträge? Welche Veranstaltungen gibt es im Rahmenprogramm?
  • Darüber hinaus informiert die App über die Wallanlagen und ihre Geschichte(n): Was gibt es in den sieben Anlagenabschnitten zu sehen? Wie ist ihre Geschichte? Und welche Geschichten verbinden Frankfurter/innen mit verschiedenen Orten in den Wallanlagen? Kleine, unterhaltsame Audiospuren sind eingebettet.
  • Als Special gibt es ein Spiel zu entdecken: Wo findet sich welches Denkmal? Welche Geschichten stecken dahinter? Wie hat sich das Bild der Anlagen historisch verändert?

Herausgekommen ist ein bunter Mix aus Bildern, Veranstaltungen, Audiobeiträgen, Texten, Kartenansichten, Icons und Share-Buttons, die ganz unterschiedliche Zugänge zur Ausstellung und in die Wallanlagen ermöglichen. Sobald wir die Testphase abgeschlossen haben – unendliches klicken, wischen, korrigieren – wird die App ab dem 12. Mai in den App Stores für Android 4.0 und IOS verfügbar sein. Wir sind voller Vorfreude auf unser „Baby“ und freuen uns über Feedback… gerne hier auf dem Blog!

Zum Download geht es hier entlang!