Vandalismus in den Wallanlagen

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Nach der dreimonatigen Ausstellungsdauer haben wir ein beachtliches Repertoire an Vandalismus-Akten gesammelt, die von kreativen Aneignungsprozessen über sinnfreie Zerstörung bis hin zu böswilliger Systematik reichen. Wir fragen uns, warum manche Tafeln mit besonderem Vandalismus bedacht und andere einfach links liegen gelassen werden? Sind sie besonders provokant? Oder haben sie nur das Pech an einer stark frequentierten Stelle angesiedelt zu sein? Bieten sie sich als außergewöhnliche Frankfurt-Souvenirs an? Oder liegt es am reizvollen Rüttel-Format? Zu Ende gedacht sind die Überlegungen noch lange nicht und wir freuen uns über Rückmeldungen zum Thema.

Worüber wir uns nicht freuen, sind die Beschmierungen in der Friedberger Anlage, die systematisch auf allen Tafeln zum jüdischen Leben im Ostend und den Anlagentafeln angebracht wurden. Obwohl keine einschlägigen Zeichen verwendet wurden, ist ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen. Es ist erschreckend zu sehen, wieviel Zeit und Genauigkeit aufgebracht wurde, um alle Informationen mit grüner Farbe unleserlich zu machen. Mittlerweile haben wir die Tafeln gereinigt und eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet, die gegen den zielgerichteten Vandalismus vorgeht. Das stadtlabor unterwegs versteht sich als eine Plattform für offenen Austausch und Diskussion, die sich deutlich gegen diese böswillige Form des anonymen Protests positioniert.

Einen erfreulicheren Ausblick bietet die anstehende Neu-Montage von 17 Tafeln und sieben Stangen. Während das Stadtlabor-Team im Mai die ersten Reparaturen noch selbst in die Hand nahm, hat sich mittlerweile so viel angesammelt, dass wir unsere Montagefirma noch mal in die Wallanlagen schicken. Für den letzten Monat der Ausstellung bekommen dann einige Geschichten der Stadtlaborant*innen neue, druckfrische Trägermaterialien, um weiterhin allen Interessierten Wissenswertes über die Wallanlagen zu erzählen. Die Beiträge, die bis heute standgehalten haben, werden im Zuge der Neu-Montage poliert und gewaschen, so dass die Ausstellung auch für die erneut millionenstark angekündigten Museumsuferfestbesucher*innen strahlend-gelb bereit steht. Es gibt also viel zu tun – let’s go to work!

Selbst ist das Labor

Der öffentliche Raum hat seine Spuren hinterlassen: Einige der Ausstellungstafeln und Beiträge haben in den zwei Wochen Ausstellungslaufzeit schon arg gelitten… damit haben wir zwar gerechnet, dennoch ist es ärgerlich, vor dem Ergebnis zerstörerischer Energie anonymer Halbstarker zu stehen. Schade um die viele Arbeit, die in jedem einzelnen Beitrag steckt. Doch nicht nur sinnlose Zerstörung, auch Umnutzung ist zu beobachten: Da werden Plakate dazugeklebt oder die Tafeln um Info-Postkarten bereichert. Recht sorgfältig wurde auch die leere Rückseite einer Tafel getagged. Manchmal wird sogar dazugepflanzt.

Im Sinne des Labors: Das Howard-Philipps Haus hat die Reparatur ihrer Stange selbst in die Hand genommen und nun ist der Beitrag „Wunschbaum der Wohnungslosen“ wieder vollständig in der Eschenheimer Anlage zu bewundern. Im Baum hängen mehrsprachig-bedruckte LKW Planen, die Auskunft geben über die vielseiten, ganz alltäglichen Wünsche, die die wohnsitzlosen Männer des Howard-Philipps Hauses haben (Beitrag Nr. 41) Viel Spaß beim Ansehen! Und falls mal wieder etwas kaputt sein sollte: Im Kindermuseum an der Hauptwache liegen Schrauben und Werkzeuge, die ausgeliehen werden können, um abgerissene Tafeln wieder anzubringen!  DIY.