Selbst ist das Labor

Der öffentliche Raum hat seine Spuren hinterlassen: Einige der Ausstellungstafeln und Beiträge haben in den zwei Wochen Ausstellungslaufzeit schon arg gelitten… damit haben wir zwar gerechnet, dennoch ist es ärgerlich, vor dem Ergebnis zerstörerischer Energie anonymer Halbstarker zu stehen. Schade um die viele Arbeit, die in jedem einzelnen Beitrag steckt. Doch nicht nur sinnlose Zerstörung, auch Umnutzung ist zu beobachten: Da werden Plakate dazugeklebt oder die Tafeln um Info-Postkarten bereichert. Recht sorgfältig wurde auch die leere Rückseite einer Tafel getagged. Manchmal wird sogar dazugepflanzt.

Im Sinne des Labors: Das Howard-Philipps Haus hat die Reparatur ihrer Stange selbst in die Hand genommen und nun ist der Beitrag „Wunschbaum der Wohnungslosen“ wieder vollständig in der Eschenheimer Anlage zu bewundern. Im Baum hängen mehrsprachig-bedruckte LKW Planen, die Auskunft geben über die vielseiten, ganz alltäglichen Wünsche, die die wohnsitzlosen Männer des Howard-Philipps Hauses haben (Beitrag Nr. 41) Viel Spaß beim Ansehen! Und falls mal wieder etwas kaputt sein sollte: Im Kindermuseum an der Hauptwache liegen Schrauben und Werkzeuge, die ausgeliehen werden können, um abgerissene Tafeln wieder anzubringen!  DIY.

 

 

 

Wallgrundstück im Fokus: Das Rothschildpalais

Das Rothschildpalais, in dem sich heute das Jüdische Museum befindet, ist eines der zahlreichen Bauwerke auf Wallgrundstücken, das nach der Schleifung der Bastionsmauern errichtet wurde. 1820 gebaut, ist es eines der letzten originalen Bauwerke am Untermainkai. Eine Kabinettausstellung im Jüdischen Museum zeigt seit heute die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner.

Als Station Nr. 1 im großen Rundgang der Stadtlabor unterwegs-Ausstellung „park in progress“ bietet die Kabinettausstellung schöne Verbindungslinien: die Wanderer in den Wallanlagen sind eingeladen, sich eines der Häuser genauer anzusehen und darin auch die Geschichte des Historischen Museums Frankfurt wieder zu entdecken.

Lesesaal der Rothschildbibliothek Untermainkai 15_web

Anlass für die Ausstellung war eine Schenkung zweier Portraits von Joseph Isaak Speyer und seiner Frau Betty – die ersten Besitzer des späteren Rothschildpalais. Eigentlich handelt es sich bei dem Grundstück um zwei Häuser – Nr. 14 und Nr. 15, die erst 1905 zusammengelegt wurden. Die Bewohnerschaft der beiden Häuser war illuster: Hausnummer 14 gehörte zunächst dem Architekten Johann F.  CH. Hess und später Simon Moritz von Bethmann, später zählten auch der Arzt Dr. Salomon Stiebel und der Unternehmer Jaques Reiss zu den Bewohnern. Die Hausnummer 15 dagagen war durchgehend im Besitz jüdischer Bankiersfamilien, zunächst der Familie Speyer, später Familie Rothschild, die das Stadthaus zu einem Palais erweiterte.

Wohnung Familie Stiebel Untermainkai 14_web

Die Zusammenlegung beider Häuser wurde von der Familie Rothschild betrieben, die für die neueigerichtete Rothschild`sche Bibliothek mehr Raum benötigte. Den 2. Weltkrieg überstand das Palais unbeschadet, nach dem Krieg wurden die Häuser als „Collecting Point“ geraubter Bücher genutzt. Hier findet sich wieder die Verbindung zum Historischen Museum: von 1964-1988 war das Palais Verwaltungs- und Ausstellungsgebäude des Stadtmuseums! Erst 1988 wurde das erste Jüdische Museum in Deutschland darin eröffnet.

Die Ausstellung „Vom Rothschildpalais zum Jüdischen Museum“ ist vom 27. Mai – 24. August 2014 zu den Öffnungszeiten des Jüdischen Museums zu sehen:

Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr
Mittwoch 10–20 Uhr
Montag geschlossen

Öffentliche Führungen finden statt am: 28. Mai, 17 Uhr, 5. Juli und 16 August um 15 Uhr!

Stadtpflanzer bei der Arbeit

Pflanzaktion am Ende der Friedberger Anlage, vor der Skulptur „Metaphorik eines emotionalen Zustands“ am 21. Mai 2014. Eingepflanzt wurde Schafgarbe, Salbei, Thymian (in memoriam an C. Thymian), Rosmarin, Lavendel, Minze, Melisse, Gänseblümchen, Grashalme und Wiesenblumensamen.

Im Sinne des Titels der Skulptur ist das Pflanzen ein künstlerischer Akt, der sich unmittelbar auf das Werk und dessen Standort und Umgebung bezieht. Pflanzen in Schotter ist eine Parabel, ein Gleichnis. Eine Annäherung an die Begebenheit, ein Versuch Bedingungen zu verstehen und mit diesen Bedingungen umzugehen. Als ein Zwischenergebnis könnte ein Motiv entstehen, das einer flüchtigen Erscheinung gleichkommt.

Das am 21. Mai entstandene Motiv war ein „Feld Bild“, ein klassisches Gemälde mit dem Titel „Stadtpflanzer bei der Arbeit“ von 1914-1920, „Großstadt Expressionismus“.

 

 

Um das vergangene, sehr kurze Motiv in ein zukünftiges Motiv zu wandeln – um, im Sinne der Idee von „Stadtlabor unterwegs“, Partizipation zu erreichen, sind in den kommenden Monaten alle Passanten aufgerufen, die Pflanzen zu wässern.

… wie funktionierte die Idee mit dem Tamagotchi noch?

Ob ein nachhaltiges, lebendiges Motiv entstehen wird … in progress … ! (C.F.Ch.H.)

Stadtlabor Wallanlagen ist eröffnet!

Die Ausstellung ist eröffnet! Am vergangenen Sonntag wurde die Open-Air Schau „park in progress“ im Chagallsaal des Schauspiel Frankfurts eröffnet – hier einige Impressionen von der Veranstaltung! Vielen Dank an alle, die daran mitgewirkt haben – wir wünschen allen eine schöne Ausstellungszeit! Zum vielseitigen Rahmenprogramm geht es übrigens hier entlang oder hier entlang! Viel Spaß!

Die Besucher erwarten in der über 5km langen Schau 60 Ausstellungsbeiträge von rund 100 Frankfurter/innen! Von historischen oder dokumentarischen bis hin zu künstlerischen  Perspektiven reicht die Bandbreite der Beiträge im Park. Markiert wird die Ausstellung immer durch leuchtend gelben Stangen, die im grünen Park schwer zu übersehen sind. Eine Übersicht über alle Beiträge gibt es in einer Print-Wanderkarte oder einer Smartphone-App.

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Die Wanderkarte gibt es im historischen museum, im Jüdischen Museum, im Literaturhaus oder im Schauspiel Frankfurt und weiteren Orten rund um die Wallanlagen!

Stadtlabor Wallanlagen in den Startlöchern

Es kann losgehen mit dem Stadtlabor Wallanlagen! Nach zwei Wochen voller Aufbaugeschichten, gelber Stangen, Betonringen, Gitterkörben und vielen, vielen Sonderlementen, die in den Wallanlagen aufgebaut wurden, stehen sie nun da, die Ausstellungsbeiträge und erfreuen hoffentlich Passant/innen, Flaneure, Radfahrer und alle anderen, die sich in den Wallanlagen aufhalten!

Die gelben Stangen sind nicht zu übersehen und immer wieder bleiben Menschen stehen, um sich die vielen Geschichten am Wegesrand zu erschließen. Hier noch ein paar Impressionen vom Aufbau! Wir freuen uns alle auf die Eröffnung am Sonntag und auf den Sommer in den Wallanlagen! Danke an die Aufbauhelfer unter der Regie von Sabine Gutjahr, exposition GbR: Firma Landau, Firma Types on Foil, Firma Arnold, Firma Sternheimer, Firma BBS Verkehrsspedition, FFR GmbH, Andreas Gundermann und Firma Zimmermann und alle freiwilligen Helfer/innen! It was a pleasure!

Ausstellungsaufbau im Park

Gesten hat der Aufbau zur Wallanlagen-Ausstellung endlich begonnen. Noch knapp eine Woche bleibt, um die 60 Ausstellungsbeiträge in den Wallanlagen zu installieren. Die Open-Air Austellung birgt andere logistische Herausforderungen als ein klassischer Aufbau im geschützten Museum: Die Ausstellung im öffentlichen Raum bringt neben einer intensiven, detaillierten Planungsphase  auch eine recht aufwändige Beantragung mit sich. Der Aufbau ist dann genau geplant: Jeder einzelne Ort, an den ein Beitrag kommt, wird zunächst mit pinker Sprühkreide (ganz umweltfreundlich) in den Wallanlagen markiert. Dann hoffen wir, dass die Markierung hält bei dem Regen in den letzten Tagen. Wenn die Firma Landau, die den ersten Teil des Aufbaus vornimmt, die Markierung gefunden hat, werden dort Metallstangen eingebracht, die die Unterkonstruktion für die Ausstellungsstangen und Tafeln darstellen. Beim Einbringen muss sehr vorsichtig vorgegangen werden, damit keine Wurzeln oder Leitungen beschädigt werden. So kommt es, dass in diesen Tagen auf Wiesen, an Wegen und zwischen Büschen pinke Markierungen und Stangen auftauchen. „Stadtlabor-Blau“ gabs wohl nicht mehr.

Not so fun Fact: Keine Stunde, nachdem die ersten Stangen in den Boden eingebracht waren, verschwand die erste schon wieder. Wir hoffen sehr, dass es nur bei der einen bleibt und freuen uns, wenn der Aufbau nächste Woche flott weitergeht!