Eine Geburtstagsfeier für Goethe

Ein Haus für Goethe_Taunusanlage (c) wikimedia commons

Nicht wenige Zeitgenossen hat das Universalgenie in seiner Zeit als Geheimer Rat und Minister menschlich enttäuscht; Manchen bewusst gekränkt und brüskiert.

Irene Glueck hat einige davon eingeladen, ihre Klagen vorzutragen. Goethe wird wieder mal nicht kommen, wie zu keiner der Geburtstagsfeiern, die die Frankfurter dem gerühmten Dichter ausgerichtet haben. Wir hören zum Beispiel Goethes Mutter, die er 33 Jahre nicht besucht hat, Frau von Stein die er schnöde versetzte, den letzten Diener Stadelmann, wegen Trunksucht entlassen und natürlich Friedrich Schiller, Hölderlin, J.M.R. Lenz, Johann Merck.

Mal gucken, was Goethe erwidert. Entschuldigt ist er ja diesmal: Auf dem Dichterolymp ist er nun wirklich unabkömmlich. Ein wenig „Hochheimer“ zum Anstoßen haben wir aber trotzdem dabei.

Irene Glueck erwartet die Gäste am 28.August 2014 um 17:00 am „Haus für Goethe“ (Skulptur des Katalanen Eduardo Chillida) in der Taunusanlage.

„Wir gehören zusammen“ – Wiederentdeckung einer Skulptur in den Wallanlagen

Die Ausstellung in den Wallanlagen zeigt Wirkung – für Eva-Gesine Wegner war sie Anlass, auf ihre Skulptur in der Obermainanlage aufmerksam zu machen und deren Bedeutung wieder in Erinnerung zu rufen. Manche kennen sie vielleicht: Gegenüber des Rechneigrabenweihers steht eine kleine, aus Gelbsandstein gearbeitet Skulptur, die zwei ineinander verschlungene Figuren zeigt. Titel und Künstlerangabe fehlen, auch im QR-Code Projekt der Stadt Frankfurt ist sie nicht aufgeführt. In der Jubiläumspublikation zu den Wallanlagen (2010) wird sie von Björn Wissenbach zwar aufgeführt, jedoch als unbekannt klassifiziert. Ihre Geschichte geriet in Vergessenheit.

Skulptur in der Obermainanlage. Beim Filmdreh im Oktober 2013 haben wir uns gefragt, welche Geschichte wohl dahinter steckt. Foto: M. Bruch

Die Entstehungsgeschichte der Skulptur passt hingegen wunderbar in das Konzept des Stadtlabors, ist sie doch ein Beispiel für eine ganz persönliche Sichtweise auf einen Ort und auch die Arbeit außerhalb üblicher Betriebsstätten: Vom 1.9-15.10. 1995 fand die Ausstellung „Himmel und Erde – Frauen in Gewaltverhälnissen“ im Dominikanerkloster statt, in dessen Kontext die Skulptur während der 6-wöchigen Laufzeit erarbeitet und in den Wallanlagen gezeigt wurde. Die Obermainanlage galt damals als gefährlich, als Ort potentieller Gewalt, weshalb ihn sich die Künstlerin als Wirkungsort ausgesucht hat.

Das künstlerische Vorgehen der autodidaktisch arbeitenden Bildhauerin ist dabei eng mit dem Ort und den Stimmungen dort verbunden: Am Anfang der Arbeit stand ein ungeformter Sandstein, der dann an Ort und Stelle bearbeitet wurde; Die endgültige Gestalt ist inspiriert und beeinflusst von den Menschen, die in den 6 Wochen mit der Künstlerin in Kontakt standen: den Passanten, Obdachlosen, Junkies und auch vielen Menschen aus dem angrenzenden Altersheim. Die Menschen besuchten sie oder hielten neugierig an und die Bildhauerin beantwortete Fragen, ging auf Anregungen ein oder bekam ab und zu eine Flasche Bier geschenkt.

„Es ist die schönste Arbeit, die ich habe machen können“ erzählt Wegner bei unserem Treffen im Park, es war auch die erste Arbeit, die auf diese Weise entstand – in unmittelbarem Kontakt zur Umgebung. Viele Kunstwerke werden in der Abgeschiedenheit einer Werkstatt erstellt und erst zum Schluss platziert  –  für Wegner war diese Arbeitsweise keine Option und darin zeichnete sich auch ihr weiteres künstlerisches Schaffen ab: Viele ihrer nachfolgenden Arbeiten sind so entstanden, z.B. im Hof eines Frankfurter Kinderkrankenhauses, später auch auf Malta und in Griechenland. Es geht ihr darum, mit dem umzugehen, was vor Ort vorhanden ist und davon ausgehend etwas Neues zu entwickeln. Die Wirkung dieser Arbeitsweise macht sich noch Jahre später bemerkbar: Manchmal, wenn Wegner ihre Skulptur wieder besucht, wird sie von Menschen auf den Bänken wiedererkannt und begrüßt.

Nach Ende der Ausstellung entstand der Wunsch von Seiten der Bevölkerung, die Skulptur in den Anlagen zu belassen. Der Beschluss dazu kam vom Ortsbeirat, gesponsort wurde die Arbeit von einer Arzneimittelfirma und die Patenschaft für die Skulptur übernahmen die Bewohner des Franziska-Schervier-Altenpflegeheims. Die Urkunde dafür wurde vom Garten- und Friedhofsamt ausgestellt. Informationen zu dem Vorgang finden sich z.B. in der FR vom 25.1.1996. Am 19.9.1996 wurde die Skulptur der Stadt übergeben und bei dieser Gelegenheit auch getauft: Die Vorschläge dafür kamen von der Bevölkerung, den endgültigen Titel „Wir gehören zusammen“ wählte die Künstlerin aus vielen eingereichten Zetteln.

Mit der Idee und Arbeit des Stadtlabors ergeben sich erstaunliche Schnittmengen, die wir im Gespräch feststellen: Die Arbeit vor Ort, der direkte Kontakt mit der Umgebung und den Nutzern, das zufällige Ausstellungs-Publikum, das wiederum Einfluss auf das Endergebnis haben kann und der Prozesscharakter sind Gemeinsamkeiten unserer Arbeit. Und was vielleicht am wichtigsten ist: Stimmen aus der Stadt erhalten Gelegenheit, sich zu äußern und spielen eine Rolle für das Ergebnis.

Es erstaunt Eva-Gesine Wegner, dass ihre Arbeit bei der Stadt nicht aufgelistet ist, dass weder in der Publikation zu den Wallanlagen die Mühe einer gründlichen Recherche unternommen wurde, noch in den zuständigen Ämtern offenbar vorliegende Informationen weitergegegeben wurden. Die Stadtlabor-Ausstellung zu den Wallanlagen ist ein guter Anlass, um das nachzuholen. park in progress?

Kontakt zu Eva Gesine Wegner: http://www.evagesinewegner.de/

Kleine Aufmerksamkeit für die Denkmäler in den Wallanlagen

Viel los in den Wallanlagen: Ein Denkmal hier, eine Skulptur da, Graffiti, Spielplätze, Sitzgelegenheiten, noch mehr Denkmäler und vielleicht auch mal ein Neubau. Alltägliche Nutzung, hohe Frequentierung, öffentlicher Raum: diese Faktoren tragen ganz selbstverständlich dazu bei, dass viele der Objekte in den Wallanlagen verschmutzt, besprayt oder verwittert sind.

Peter Postleb, den machen auch den „Müllsherrif“ nennen, hadert immer noch damit, dass er während seiner Zeit bei der „Stabsstelle Sauberes Frankfurt“ einmal aus Versehen Kunst als „Müll“ hat wegräumen lassen. Das erinnert natürlich ganz ausgezeichnet an Beuys oder auch Kippenberger. 

Wohl nicht nur um diesen etwas amüsanten Faux-pas wieder gut zu machen, hat er sich nun ein neues Projekt vorgenommen. Er unterstützt das künstlerische Projekt „MüllSkulpturMüll“ und er er plant, viele der Denkmäler in den Anlagen im Sommer durch Fachfirmen reinigen zu lassen. Momentan werden rund 17 Objekte ins Auge gefasst, die stark verschmutzt sind und denen Extra-Pflege angedeihen soll. Ganz unterschiedlich sind dabei die Anforderungen an die Reinigung: Das Schneewittchen-Denkmal ist so verwittert, dass es ganz vorsichtig per Hand gereinigt werden müsste, wohingegen die Patina des Guiollett-Denkmals natürlich geschützt werden muss. Unterstützt werden die Aktionen von der FES und der Wisag, andere Partner werden momentan noch gesucht.

Geplant sind die Aktionen für Juni/Juli, jetzt ist also die ideale Gelegenheit, noch ein paar Vorher- Fotos für nachher zu machen!