„Wir gehören zusammen“ – Wiederentdeckung einer Skulptur in den Wallanlagen

Die Ausstellung in den Wallanlagen zeigt Wirkung – für Eva-Gesine Wegner war sie Anlass, auf ihre Skulptur in der Obermainanlage aufmerksam zu machen und deren Bedeutung wieder in Erinnerung zu rufen. Manche kennen sie vielleicht: Gegenüber des Rechneigrabenweihers steht eine kleine, aus Gelbsandstein gearbeitet Skulptur, die zwei ineinander verschlungene Figuren zeigt. Titel und Künstlerangabe fehlen, auch im QR-Code Projekt der Stadt Frankfurt ist sie nicht aufgeführt. In der Jubiläumspublikation zu den Wallanlagen (2010) wird sie von Björn Wissenbach zwar aufgeführt, jedoch als unbekannt klassifiziert. Ihre Geschichte geriet in Vergessenheit.

Skulptur in der Obermainanlage. Beim Filmdreh im Oktober 2013 haben wir uns gefragt, welche Geschichte wohl dahinter steckt. Foto: M. Bruch

Die Entstehungsgeschichte der Skulptur passt hingegen wunderbar in das Konzept des Stadtlabors, ist sie doch ein Beispiel für eine ganz persönliche Sichtweise auf einen Ort und auch die Arbeit außerhalb üblicher Betriebsstätten: Vom 1.9-15.10. 1995 fand die Ausstellung „Himmel und Erde – Frauen in Gewaltverhälnissen“ im Dominikanerkloster statt, in dessen Kontext die Skulptur während der 6-wöchigen Laufzeit erarbeitet und in den Wallanlagen gezeigt wurde. Die Obermainanlage galt damals als gefährlich, als Ort potentieller Gewalt, weshalb ihn sich die Künstlerin als Wirkungsort ausgesucht hat.

Das künstlerische Vorgehen der autodidaktisch arbeitenden Bildhauerin ist dabei eng mit dem Ort und den Stimmungen dort verbunden: Am Anfang der Arbeit stand ein ungeformter Sandstein, der dann an Ort und Stelle bearbeitet wurde; Die endgültige Gestalt ist inspiriert und beeinflusst von den Menschen, die in den 6 Wochen mit der Künstlerin in Kontakt standen: den Passanten, Obdachlosen, Junkies und auch vielen Menschen aus dem angrenzenden Altersheim. Die Menschen besuchten sie oder hielten neugierig an und die Bildhauerin beantwortete Fragen, ging auf Anregungen ein oder bekam ab und zu eine Flasche Bier geschenkt.

„Es ist die schönste Arbeit, die ich habe machen können“ erzählt Wegner bei unserem Treffen im Park, es war auch die erste Arbeit, die auf diese Weise entstand – in unmittelbarem Kontakt zur Umgebung. Viele Kunstwerke werden in der Abgeschiedenheit einer Werkstatt erstellt und erst zum Schluss platziert  –  für Wegner war diese Arbeitsweise keine Option und darin zeichnete sich auch ihr weiteres künstlerisches Schaffen ab: Viele ihrer nachfolgenden Arbeiten sind so entstanden, z.B. im Hof eines Frankfurter Kinderkrankenhauses, später auch auf Malta und in Griechenland. Es geht ihr darum, mit dem umzugehen, was vor Ort vorhanden ist und davon ausgehend etwas Neues zu entwickeln. Die Wirkung dieser Arbeitsweise macht sich noch Jahre später bemerkbar: Manchmal, wenn Wegner ihre Skulptur wieder besucht, wird sie von Menschen auf den Bänken wiedererkannt und begrüßt.

Nach Ende der Ausstellung entstand der Wunsch von Seiten der Bevölkerung, die Skulptur in den Anlagen zu belassen. Der Beschluss dazu kam vom Ortsbeirat, gesponsort wurde die Arbeit von einer Arzneimittelfirma und die Patenschaft für die Skulptur übernahmen die Bewohner des Franziska-Schervier-Altenpflegeheims. Die Urkunde dafür wurde vom Garten- und Friedhofsamt ausgestellt. Informationen zu dem Vorgang finden sich z.B. in der FR vom 25.1.1996. Am 19.9.1996 wurde die Skulptur der Stadt übergeben und bei dieser Gelegenheit auch getauft: Die Vorschläge dafür kamen von der Bevölkerung, den endgültigen Titel „Wir gehören zusammen“ wählte die Künstlerin aus vielen eingereichten Zetteln.

Mit der Idee und Arbeit des Stadtlabors ergeben sich erstaunliche Schnittmengen, die wir im Gespräch feststellen: Die Arbeit vor Ort, der direkte Kontakt mit der Umgebung und den Nutzern, das zufällige Ausstellungs-Publikum, das wiederum Einfluss auf das Endergebnis haben kann und der Prozesscharakter sind Gemeinsamkeiten unserer Arbeit. Und was vielleicht am wichtigsten ist: Stimmen aus der Stadt erhalten Gelegenheit, sich zu äußern und spielen eine Rolle für das Ergebnis.

Es erstaunt Eva-Gesine Wegner, dass ihre Arbeit bei der Stadt nicht aufgelistet ist, dass weder in der Publikation zu den Wallanlagen die Mühe einer gründlichen Recherche unternommen wurde, noch in den zuständigen Ämtern offenbar vorliegende Informationen weitergegegeben wurden. Die Stadtlabor-Ausstellung zu den Wallanlagen ist ein guter Anlass, um das nachzuholen. park in progress?

Kontakt zu Eva Gesine Wegner: http://www.evagesinewegner.de/

Urban Legends – die Sage um Hans Winkelsee

Die Anna-Schmidt-Schule ist die einzige Schule in Frankfurt, von der aus die Spitze des Eschenheimer Turms zu sehen ist und die Sage von Hans Winkelsee erfreut sich bei den Schülern seit Jahren großer Beliebtheit. Da lag es auf der Hand, den Stoff als Grundlage für ein Theaterstück zu verwenden:

Der Neuner in der Wetterfahne ist eine bekannte Sage aus dem Frankfurt am Main des 16. Jahrhunderts. Sie handelt von einem Wilderer, der für neun Tage im Eschenheimer Turm eingekerkert war. Er soll der Todesstrafe entgangen sein, indem er die Ziffer 9 in die Wetterfahne des Turmes schoss. Die Klasse 2b der Regel-Grundschule hat aus dem Stoff ein Theaterstück entwickelt, das Anfang Juli und einmalig im September zur Aufführung kommt. In der Premiere wird die Rolle des Bürgermeisters von Oberbürgermeister Peter Feldmann höchstpersönlich gespielt.

Postkarte Hans Winkelsee_Sammlung Church

Der Stoff wurde ergänzt und interpretiert, um Rollen für alle Schüler zu schaffen, die mitspielen wollten. Damit nicht genug, plötzlich stand die Idee im Raum, dass Hans Winkelsee sein Gnadengesuch an den Bürgermeister richtet und nicht, wie in den bisherigen Erzählungen, an den Rat der Stadt Frankfurt. „Und wie wäre es, wenn wir unseren Oberbürgermeister fragen, ob er die Rolle übernimmt?“ , schlagen die Schüler im Überschwang vor. Aus einer lustigen Idee wird anschließend ein fester Vor­satz. Eine Schülerin fasst sich ein Herz und besucht Oberbürgermeister Peter Feldmann in der Bürgersprechstunde, um ihn für die Rolle zu gewinnen. Mit Erfolg – in der Premiere am 1. Juli 2014 spielt er den Bürgermeister.

Die „Bürgersprechstunde“, der „Dibbemarkt“ und die „Grie Soß“ wurden ebenfalls ins Stück eingearbeitet. Lassen Sie sich überraschen, wie sich die Geschichte in der Fantasie der Klasse 2b zugetragen hat.

In der Ausstellung ist die Anna-Schmidt-Schule übrigens mit 5 Beiträgen vertreten, alle rund um die Bockenheimer und Eschenheimer Anlage! (Nr. 23, 29, 31, 33, 38), und für die App haben die Schüler eine kleine Audiospur zum Entenhotel eingesprochen!

Termine:

Dienstag, 1. Juli 2014 (Premiere mit OB Peter Feldmann)

Mittwoch, 2. Juli 2014

Mittwoch, 17. September 2014

jeweils um 12:30 Uhr im Forum der Anna Schmidt-Schule (Zugang Fellnerstr./ Bockenheimer Anlage)

 Anmeldung erbeten unter: w.hofmann-jarczyk@anna-schmidt-schule.de

#Grenzverhandlungen – Veranstaltungsankündigung

Am Willy-Brandt-Platz entsteht im Rahmen des Stadtlabors ein offenes LeseSchreibLabor. Die Idee ist, dass Passant*innen ihre Erfahrungen und Positionen zum Thema #grenzverhandlungen dort hinterlassen können. Initiiert wurde das Projekt von der Künstlerin Helga Franke, sowie Veronika Czech, Steven Heller und Pablo Jacoby – mit denen das hmf bereits bei dem partizipativen Sammlungsprojekt 2013 zum Occupy Frankfurt Camp zusammengearbeitet hat. Bisher sind die Rückmeldungen unterschiedlicher Natur: Neben interessanten, künstlerischen Beiträgen finden sich viele durchdachte Kommentare, leider aber auch zahllose unqualifizierte Äußerungen, die bei so einem Projekt im öffentlichen Raum eben auch entstehen. Viele der Rückmeldungen erhält das Projektteam mündlich – zahlreiche internationale Gäste Frankfurts äußern sich positiv und interessiert an dem künstlerischen Bauzaun. Wir beobachten gespannt, wie das offene Labor in den kommenden Wochen und Monaten wachsen wird.

Zwei Veranstaltungen  machen diese Woche die Situation von Flüchtlingen an den Außengrenzen Europas zum Thema:

Donnerstag, 19.06.2014, 18 Uhr

Ort: Lese-Schreib-Labor, Willy-Brandt-Platz, Gallusanlage

Welcome to Europe?

#grenzverhandlungen mit kein mensch ist illegal und Lampedusa in Hanau

Drei kurze Vorträge und Erfahrungsberichte begleiten eine temporäre Ausstellung zur Situation von Flüchtlingen an den Außengrenzen und durch Europa. Immer wieder versuchen MigrantInnen und Flüchtlinge von Marokko aus die massiven Grenzzäune der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla zu überwinden. „Traces from Lesvos“ zeigt Geschichten von Menschen, deren Weg via Griechenland nach Deutschland und Skandinavien führte. In den Kämpfen gegen „Dublin II“ sowie dem derzeit stattfindenden „Marche pour la liberté“ nach Brüssel werden Forderungen nach Bewegungsfreiheit und gleichen Rechten erhoben.

 

Sonntag, 22.06, 16 Uhr

Ort: Lese-Schreib-Labor, Willy-Brandt-Platz

Rudolf Sievers: Lampedusa* Buchbesprechung und Lesung.

*Ulrich Ladurner: Lampedusa. Residenz Verlag Wien (2014)

Ulrich Ladurners Buch – eine poetische Geschichte der Insel, ein faszinierender Reisebericht und ein mitfühlendes politisches Manifest – wird besprochen, Auszüge werden vorgelesen; anschließend Diskussion.

 

Selbst ist das Labor

Der öffentliche Raum hat seine Spuren hinterlassen: Einige der Ausstellungstafeln und Beiträge haben in den zwei Wochen Ausstellungslaufzeit schon arg gelitten… damit haben wir zwar gerechnet, dennoch ist es ärgerlich, vor dem Ergebnis zerstörerischer Energie anonymer Halbstarker zu stehen. Schade um die viele Arbeit, die in jedem einzelnen Beitrag steckt. Doch nicht nur sinnlose Zerstörung, auch Umnutzung ist zu beobachten: Da werden Plakate dazugeklebt oder die Tafeln um Info-Postkarten bereichert. Recht sorgfältig wurde auch die leere Rückseite einer Tafel getagged. Manchmal wird sogar dazugepflanzt.

Im Sinne des Labors: Das Howard-Philipps Haus hat die Reparatur ihrer Stange selbst in die Hand genommen und nun ist der Beitrag „Wunschbaum der Wohnungslosen“ wieder vollständig in der Eschenheimer Anlage zu bewundern. Im Baum hängen mehrsprachig-bedruckte LKW Planen, die Auskunft geben über die vielseiten, ganz alltäglichen Wünsche, die die wohnsitzlosen Männer des Howard-Philipps Hauses haben (Beitrag Nr. 41) Viel Spaß beim Ansehen! Und falls mal wieder etwas kaputt sein sollte: Im Kindermuseum an der Hauptwache liegen Schrauben und Werkzeuge, die ausgeliehen werden können, um abgerissene Tafeln wieder anzubringen!  DIY.

 

 

 

Wallgrundstück im Fokus: Das Rothschildpalais

Das Rothschildpalais, in dem sich heute das Jüdische Museum befindet, ist eines der zahlreichen Bauwerke auf Wallgrundstücken, das nach der Schleifung der Bastionsmauern errichtet wurde. 1820 gebaut, ist es eines der letzten originalen Bauwerke am Untermainkai. Eine Kabinettausstellung im Jüdischen Museum zeigt seit heute die Geschichte des Hauses und seiner Bewohner.

Als Station Nr. 1 im großen Rundgang der Stadtlabor unterwegs-Ausstellung „park in progress“ bietet die Kabinettausstellung schöne Verbindungslinien: die Wanderer in den Wallanlagen sind eingeladen, sich eines der Häuser genauer anzusehen und darin auch die Geschichte des Historischen Museums Frankfurt wieder zu entdecken.

Lesesaal der Rothschildbibliothek Untermainkai 15_web

Anlass für die Ausstellung war eine Schenkung zweier Portraits von Joseph Isaak Speyer und seiner Frau Betty – die ersten Besitzer des späteren Rothschildpalais. Eigentlich handelt es sich bei dem Grundstück um zwei Häuser – Nr. 14 und Nr. 15, die erst 1905 zusammengelegt wurden. Die Bewohnerschaft der beiden Häuser war illuster: Hausnummer 14 gehörte zunächst dem Architekten Johann F.  CH. Hess und später Simon Moritz von Bethmann, später zählten auch der Arzt Dr. Salomon Stiebel und der Unternehmer Jaques Reiss zu den Bewohnern. Die Hausnummer 15 dagagen war durchgehend im Besitz jüdischer Bankiersfamilien, zunächst der Familie Speyer, später Familie Rothschild, die das Stadthaus zu einem Palais erweiterte.

Wohnung Familie Stiebel Untermainkai 14_web

Die Zusammenlegung beider Häuser wurde von der Familie Rothschild betrieben, die für die neueigerichtete Rothschild`sche Bibliothek mehr Raum benötigte. Den 2. Weltkrieg überstand das Palais unbeschadet, nach dem Krieg wurden die Häuser als „Collecting Point“ geraubter Bücher genutzt. Hier findet sich wieder die Verbindung zum Historischen Museum: von 1964-1988 war das Palais Verwaltungs- und Ausstellungsgebäude des Stadtmuseums! Erst 1988 wurde das erste Jüdische Museum in Deutschland darin eröffnet.

Die Ausstellung „Vom Rothschildpalais zum Jüdischen Museum“ ist vom 27. Mai – 24. August 2014 zu den Öffnungszeiten des Jüdischen Museums zu sehen:

Dienstag bis Sonntag 10–17 Uhr
Mittwoch 10–20 Uhr
Montag geschlossen

Öffentliche Führungen finden statt am: 28. Mai, 17 Uhr, 5. Juli und 16 August um 15 Uhr!

Stadtpflanzer bei der Arbeit

Pflanzaktion am Ende der Friedberger Anlage, vor der Skulptur „Metaphorik eines emotionalen Zustands“ am 21. Mai 2014. Eingepflanzt wurde Schafgarbe, Salbei, Thymian (in memoriam an C. Thymian), Rosmarin, Lavendel, Minze, Melisse, Gänseblümchen, Grashalme und Wiesenblumensamen.

Im Sinne des Titels der Skulptur ist das Pflanzen ein künstlerischer Akt, der sich unmittelbar auf das Werk und dessen Standort und Umgebung bezieht. Pflanzen in Schotter ist eine Parabel, ein Gleichnis. Eine Annäherung an die Begebenheit, ein Versuch Bedingungen zu verstehen und mit diesen Bedingungen umzugehen. Als ein Zwischenergebnis könnte ein Motiv entstehen, das einer flüchtigen Erscheinung gleichkommt.

Das am 21. Mai entstandene Motiv war ein „Feld Bild“, ein klassisches Gemälde mit dem Titel „Stadtpflanzer bei der Arbeit“ von 1914-1920, „Großstadt Expressionismus“.

 

 

Um das vergangene, sehr kurze Motiv in ein zukünftiges Motiv zu wandeln – um, im Sinne der Idee von „Stadtlabor unterwegs“, Partizipation zu erreichen, sind in den kommenden Monaten alle Passanten aufgerufen, die Pflanzen zu wässern.

… wie funktionierte die Idee mit dem Tamagotchi noch?

Ob ein nachhaltiges, lebendiges Motiv entstehen wird … in progress … ! (C.F.Ch.H.)

Ausstellungs-App für die Wallanlagen

5,2 km Ausstellungsfläche, 22 Hektar Grün, unendlich viele Zugänge, 24/7 Öffnungszeiten und ein diverses, zufälliges Ausstellungspublikum – fast größenwahnsinnig wirken die Rahmenbedingungen des aktuellen (und kurz vor der Eröffnung stehenden) „Stadtlabor unterwegs“ in den Wallanlagen. Unter dem Titel „park in progress“  nehmen wir die Herausforderung an und stellen der Ausstellung im öffentlichen Raum ein mächtiges Werkzeug zur Seite: die Wallanlagen App.

Zum ersten Mal entwickeln wir im historischen museum frankfurt eine Smartphone-Anwendung, die ähnlich wie die analoge Wanderkarte den Ausstellungsbesuch bereichern soll. Ausgehend von der Frage, wie wir den Ausstellungsbesucher/innen die Orientierung im unübersichtlichen Wallanlagen-„Dschungel“ erleichtern können, entdeckten wir plötzlich immer neue Möglichkeiten. Eine App kann nicht nur den Weg durch die Ausstellung vermittelt. Vielmehr ist sie Träger für mediale Inhalte, die in der öffentlichen Ausstellung nicht gezeigt werden könnten.  Sie ermöglicht uns auch die spielerische Vermittlung von Ausstellungsinhalten. Informationen z.B.  zu Veranstaltungen können aktualisiert angezeigt werden und eine „Share“ Funktion für einschlägige Social Media Plattformen ermöglicht das Teilen von Ausstellungsinhalten und und und… wow, Größenwahnsinn ich hör dir trapsen. Aus dem vielseitigen Sortiment entschieden wir uns für folgende Funktionen:

  • Zum einen bietet die neue App Begleitmaterialien zur Ausstellung: Was ist das überhaupt für ein Ausstellungsprojekt? Wo sind die Beiträge? Welche Veranstaltungen gibt es im Rahmenprogramm?
  • Darüber hinaus informiert die App über die Wallanlagen und ihre Geschichte(n): Was gibt es in den sieben Anlagenabschnitten zu sehen? Wie ist ihre Geschichte? Und welche Geschichten verbinden Frankfurter/innen mit verschiedenen Orten in den Wallanlagen? Kleine, unterhaltsame Audiospuren sind eingebettet.
  • Als Special gibt es ein Spiel zu entdecken: Wo findet sich welches Denkmal? Welche Geschichten stecken dahinter? Wie hat sich das Bild der Anlagen historisch verändert?

Herausgekommen ist ein bunter Mix aus Bildern, Veranstaltungen, Audiobeiträgen, Texten, Kartenansichten, Icons und Share-Buttons, die ganz unterschiedliche Zugänge zur Ausstellung und in die Wallanlagen ermöglichen. Sobald wir die Testphase abgeschlossen haben – unendliches klicken, wischen, korrigieren – wird die App ab dem 12. Mai in den App Stores für Android 4.0 und IOS verfügbar sein. Wir sind voller Vorfreude auf unser „Baby“ und freuen uns über Feedback… gerne hier auf dem Blog!

Zum Download geht es hier entlang!

 

Kleine Aufmerksamkeit für die Denkmäler in den Wallanlagen

Viel los in den Wallanlagen: Ein Denkmal hier, eine Skulptur da, Graffiti, Spielplätze, Sitzgelegenheiten, noch mehr Denkmäler und vielleicht auch mal ein Neubau. Alltägliche Nutzung, hohe Frequentierung, öffentlicher Raum: diese Faktoren tragen ganz selbstverständlich dazu bei, dass viele der Objekte in den Wallanlagen verschmutzt, besprayt oder verwittert sind.

Peter Postleb, den machen auch den „Müllsherrif“ nennen, hadert immer noch damit, dass er während seiner Zeit bei der „Stabsstelle Sauberes Frankfurt“ einmal aus Versehen Kunst als „Müll“ hat wegräumen lassen. Das erinnert natürlich ganz ausgezeichnet an Beuys oder auch Kippenberger. 

Wohl nicht nur um diesen etwas amüsanten Faux-pas wieder gut zu machen, hat er sich nun ein neues Projekt vorgenommen. Er unterstützt das künstlerische Projekt „MüllSkulpturMüll“ und er er plant, viele der Denkmäler in den Anlagen im Sommer durch Fachfirmen reinigen zu lassen. Momentan werden rund 17 Objekte ins Auge gefasst, die stark verschmutzt sind und denen Extra-Pflege angedeihen soll. Ganz unterschiedlich sind dabei die Anforderungen an die Reinigung: Das Schneewittchen-Denkmal ist so verwittert, dass es ganz vorsichtig per Hand gereinigt werden müsste, wohingegen die Patina des Guiollett-Denkmals natürlich geschützt werden muss. Unterstützt werden die Aktionen von der FES und der Wisag, andere Partner werden momentan noch gesucht.

Geplant sind die Aktionen für Juni/Juli, jetzt ist also die ideale Gelegenheit, noch ein paar Vorher- Fotos für nachher zu machen!

Rallye durch die Frankfurter Wallanlagen

Die Frankfurter Wallanlagen befinden sich direkt vor der Anna-Schmidt-Schule. Um genau zu sein liegt vor der Anna-Schmidt-Schule eines von sieben Teilstücken, die Bockenheimer Anlage. Zwei Grundschulklassen der Anna-Schmidt-Schule haben sich die Umrundung dieser Anlagen vorgenommen. Dabei mussten zehn mehr oder weniger schwere Aufgaben gelöst werden. Einige der Erfahrungen aus der Rallye bringt die Anna Schmidt-Schule auch in die Stadtlabor-Ausstellung ein. 5 von 60 Ausstellungsbeiträgen kommen von der Schule, die direkt am Anlagenring liegt!

1. Aufgabe – „Findet das Große Herz mit den vielen kleinen Herzen“

Erste Kreidezeichen führten gleich nach links in die Bockenheimer Anlage. Vor einer Baumgruppe wussten die meisten, dass es sich hier um drei Ginkgo-Bäume handelt. Die Blätter haben oft eine herzähnliche Form. Zwar tragen die Bäume zur Zeit noch keine Blätter. Allerdings wurde sehr schnell erkannt, dass die Wiese, auf der diese Bäume stehen, die Form eines großen Herzen hat. Um das noch deutlicher zu machen zeichnete die Schüler die Umrisse mit grüner und mit roter Kreide nach.Grün für die Farbe des Blattes, rot für die Farbe der Liebe. Schließlich hat Johann Wolfgang von Goethe das berühmte Liebesgedicht „Gingo Biloba“ verfasst .

2. Aufgabe – „Eine Rose für den Gärtner“      

Um diese Aufgabe zu lösen mussten wir die Eschenheimer Anlage durchqueren und in der sich anschließenden Friedberger Anlage unsere Suche beginnen. Als Hilfsmittel gab es, bevor wir losgingen, das Foto eines Denkmals. Wir sahen  die durch Bäume und den Schatten etwas verdeckte Skulptur eines älteren Herrn auf einem steinernen Stuhl. Dabei handelt es sich um Sebastian Rinz, den Stadtgärtner von Frankfurt, der für die gärtnerische Ausgestaltung der Wallanlagen verantwortlich war. Natürlich bekam Herr Rinz seine Rose.

rinzblume (Medium) (Small)

3. Aufgabe – Blumen säen für die LIEBE

Etwas verunsichert begannen wir die Suche, bis wir am Rande der Friedberger Anlage die großen Buchstaben L I E B E erkannten. Als Klettergerüst „missbraucht“ ging es an die Untersuchung der Skulptur und die unterschiedlichsten Überlegungen wurden angestellt, warum die LIEBE gerade hierher platziert wurde. Die Erde wurde nun aufgelockert und unterschiedlichste Blumen ausgesät. Vielleicht gelingt es ja, dem steinigen Boden etwas Farbe zu entlocken.

4. Aufgabe – Angel-Übung

Vier Jungens bastelten sich  auf dem Weg ihre Angelgeräte. Am Fischernachen aus Stein im Rechnei-Weiher war klar, dass hier unser Angelgebiet sein sollte. Bis die andere Schüler kamen waren schnell einige Fischimitationen an den Angeln befestigt worden. Aus der Beschilderung des Nachens geht hervor, dass die Frankfurter Fischer früher dieses Gewässer zur Fischzucht nutzten.

5. Aufgabe – Das vernachlässigte Grab

Auch hier gab es schon vorher als Hilfe eine Foto und die Erklärung, dass das Grab von Jakob Guiollett gesucht werden soll. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Stelle schnell entdeckt wurde. Trotzdem musste man ganz genau hinsehen, um den in Stein gemeißelten Namen zu erkennen. Nach kleinen Aufräumarbeiten wurde ein Blumenstöckchen aufgestellt. Das zog sofort die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich.

grab (Medium) (Small)

Danach schlenderten wir bei wunderbarem Wetter am Main entlang, machten unsere Mittagspause auf dem Römerberg und gelangten über das Frankfurter Nizza wieder in die Wallanlagen/Untermainanlage

mainufer (Medium)

6. Aufgabe  – Die Fabelwesen vom Märchenbrunnen

Am Schauspielhaus an der Untermain-Anlage steht der ursprünglich von Friedrich Christoph Hausmann geschaffene „Märchen-Brunnen“, der früher auch Schauspielhaus-Brunnen genannt wurde. Eine Nymphe aus weißem Marmor thront auf dem Brunnensockel. Dadurch ist der Brunnen kaum zu übersehen. Die Fabelwesen spornten einige Schülerinnen sofort an, eine eigene Geschichte zu erzählen.

7. Aufgabe – Eine junge Frau bringt den Haushalt von 7 alten kleinen Männern durcheinander

schneewittchen (Medium) (Small)

Märchenhaft ging es weiter. Die Umschreibung wurde gleich durchschaut und so war unsere Aufmerksamkeit darauf gerichtet, Schneewittchen und die 7 Zwerge zu entdecken. Abseits des Hauptwegs fanden wir schließlich das aus Stein gehauene Denkmal. Schneewittchen träumt dort jeden Tag vor sich hin. Das Märchen versuchte man nachzuerzählen, was schließlich nach einigen lustigen Varianten gelang.

8. Aufgabe – Drei Riesen auf dem Berg

Wer jetzt dachte, dass es schon wieder um ein Märchen ginge, sah sich getäuscht. Wer könnte gemeint sein ? Ein kleine Anhöhe in der Taunusanlage gab die  Antwort: Die überlebensgroßen Figuren  sind aus Bronze. Vorn mit athletischer Haltung Beethoven. Dahinter zwei göttliche Wesen, die Beethoven zu inspirieren scheinen. Nach Wunsch konnten die Gesten der Figuren nachgeahmt werden.

9. Aufgabe – Ich gehe rundherum und sehe, wie die Wallanlagen entstanden sind

Die Hauptschwierigkeit war nun, mit 50 Schülern über die Junghofstraße zu kommen. Die Verkehrsinsel lässt nicht sehr viel Platz und die Ampelschaltung ist nicht durchgängig. Auch das war geschafft. Wir gingen links über die Wiese und gelangten an das Guiollett-Denkmal. Geht man im Uhrzeigersinn um das Denkmal herum, sieht man verschiedene Szenen von der Schleifung der Bastion bis zur Errichtung der Anlagen.

guiollett2 (Medium) (Small)

10. Aufgabe – „Dem wahren schönen Guten“  und ein Rechtschreibfehler?

Zuerst wurde dieser Satz gesucht und unterhalb des Dachs der Alten Oper nach kurzer Suche gefunden. Dort steht nicht schön, sondern schoen. Ebenfalls eindrucksvoll der Brunnen, auch wenn er noch kein Wasser sprüht. Er heißt Lucae-Brunnen und ist nach dem Architekten  Richard Lucae benannt.

Vorbei am Mangelsdorff-Weiher gelangten wir wieder zu unserer Schule. Über 6 km waren in knapp 4 Stunden zurückgelegt. Dabei haben wir viele Eindrücke, aber auch die eine oder andere Blase gewonnen.

„Müll-Sheriff“ als Projektberater

Mit Peter Postleb konnte das Projekt Skulptur Müll Skulptur als prominenten Projektberater den ehemaligen Leiter der Stabsstelle Sauberes Frankfurt gewinnen. Während der gesamten Dauer des „Stadtlabors“ werden Mitarbeiter des Parkreinigungsteams der FriedA – integrative drogenhilfe e.V. gemeinsam mit mir als Projektkünstlerin auf der Wiese vor der Friedberger Anlage 24 eine ständig wachsende Skulptur aus dem täglich in der Friedberger Anlage eingesammelten trockenen Müll realisieren. Auf Peter Postlebs Initiative hin haben wir inzwischen Materialien gesichtet, mit denen der Müll in Form gebracht und in eine Skulptur verwandelt werden kann.

Von den Frankfurtern liebevoll als „Müll-Sheriff“ bezeichnet: Peter Postleb, der das Projekt ‚Skulptur Müll Skulptur‘ mit Tat und Rat unterstützt.

Von den Frankfurtern liebevoll als „Müll-Sheriff“ bezeichnet: Peter Postleb, der das Projekt ‚Skulptur Müll Skulptur‘ mit Tat und Rat unterstützt

 

Wie lässt sich Papier in eine gute Form bringen? Expertengespräch zwischen Guntram Hinse von der FES und Müll-Consultant Postleb

Wie lässt sich Papier in eine gute Form bringen? Expertengespräch zwischen Guntram Hinse von der FES und Müll-Consultant Postleb

Fotos: Juvan