Einladung: Finissage von „park in progress“

Wir laden herzlich ein zur Finissage von „park in progress“ am Sonntag, 21. September. Wir machen eine letzte gemeinsame Fahrradtour, die ab 14:00 Uhr an der Alten Oper startet und dann die Strecke der historischen Stadtstaffel von 1925 (Ri. Main) abfährt. Alle Teilnehmer/innen erhalten auf Wunsch ihre Ausstellungstafel und alle anderen können sich noch ein letztes Mal an der Assoziationskette durch die Wallanlagen erfreuen! Ende ist 16 Uhr wieder an der Alten Oper!

Am Samstag, 20. September locken noch mal die Präsentation der fertigen „SkulpturMüllSkulptur“! Ab 15 Uhr kann in der Friedberger Anlage die in den vergangenen drei Monaten gewachsene Skulptur in ihrer endgültigen künstlerischen Form betrachtet werden. Es sei verraten: das wird spektakulär!

 

Die Ausstellung war ein großer Erfolg, ein spannendes Sammelsurium aus Begegnungen, Beziehungen und Stadterforschung! Wir sind traurig, dass die Zeit schon wieder vorüber ist – ein ausführliches Resümee und weitere Eindrücke der vergangenen drei Monate gibt es bald an dieser Stelle!

Eine Geburtstagsfeier für Goethe

Ein Haus für Goethe_Taunusanlage (c) wikimedia commons

Nicht wenige Zeitgenossen hat das Universalgenie in seiner Zeit als Geheimer Rat und Minister menschlich enttäuscht; Manchen bewusst gekränkt und brüskiert.

Irene Glueck hat einige davon eingeladen, ihre Klagen vorzutragen. Goethe wird wieder mal nicht kommen, wie zu keiner der Geburtstagsfeiern, die die Frankfurter dem gerühmten Dichter ausgerichtet haben. Wir hören zum Beispiel Goethes Mutter, die er 33 Jahre nicht besucht hat, Frau von Stein die er schnöde versetzte, den letzten Diener Stadelmann, wegen Trunksucht entlassen und natürlich Friedrich Schiller, Hölderlin, J.M.R. Lenz, Johann Merck.

Mal gucken, was Goethe erwidert. Entschuldigt ist er ja diesmal: Auf dem Dichterolymp ist er nun wirklich unabkömmlich. Ein wenig „Hochheimer“ zum Anstoßen haben wir aber trotzdem dabei.

Irene Glueck erwartet die Gäste am 28.August 2014 um 17:00 am „Haus für Goethe“ (Skulptur des Katalanen Eduardo Chillida) in der Taunusanlage.

LiebesBriefe und LiebesGeschichten III

Mittwoch, 20. August 2014 19-21h.

Frankfurter Liebesgeschichten. Wer mit wem und wann. Aus Literatur, Magazinen und aus der eigenen Erinnerung.

An diesem Abend taumeln etliche Passanten – benebelt an der Skulptur vorbei. Gegen 19:15 Uhr versammeln sich Leser und Zuhörer um Geschichten, hier zwischen Kreuzung und Anlage, zu hören und zu lesen. Wie immer ist es laut, aber die kleine Verstärkeranlage von C.G. lässt die Gedichte, Geschichten und Stories durchdringen.

Die Abendsonne versenkt die Umgebung in rotes Licht, – wie passend.

Warum Friedrich Hölderlin angeblich in geistige Umnachtung fiel. Nicht beantworteter Liebesbrief. Die schöne Bäckerin. Gleichnis mit Hase. Gleichnis mit Wein –(Gedichte von V. Luley). Turbulenzen einer Hausgemeinschaft. Steckbrief – Gedicht. Verzweiflung und Spaziergang. Japanische Sicht auf die „Dinge“. Romeo und Julia.

Frankfurter Liebesgeschichten 20.8.2014

Frankfurter Liebesgeschichten 20.8.2014

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Vandalismus in den Wallanlagen

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Nach der dreimonatigen Ausstellungsdauer haben wir ein beachtliches Repertoire an Vandalismus-Akten gesammelt, die von kreativen Aneignungsprozessen über sinnfreie Zerstörung bis hin zu böswilliger Systematik reichen. Wir fragen uns, warum manche Tafeln mit besonderem Vandalismus bedacht und andere einfach links liegen gelassen werden? Sind sie besonders provokant? Oder haben sie nur das Pech an einer stark frequentierten Stelle angesiedelt zu sein? Bieten sie sich als außergewöhnliche Frankfurt-Souvenirs an? Oder liegt es am reizvollen Rüttel-Format? Zu Ende gedacht sind die Überlegungen noch lange nicht und wir freuen uns über Rückmeldungen zum Thema.

Worüber wir uns nicht freuen, sind die Beschmierungen in der Friedberger Anlage, die systematisch auf allen Tafeln zum jüdischen Leben im Ostend und den Anlagentafeln angebracht wurden. Obwohl keine einschlägigen Zeichen verwendet wurden, ist ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen. Es ist erschreckend zu sehen, wieviel Zeit und Genauigkeit aufgebracht wurde, um alle Informationen mit grüner Farbe unleserlich zu machen. Mittlerweile haben wir die Tafeln gereinigt und eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet, die gegen den zielgerichteten Vandalismus vorgeht. Das stadtlabor unterwegs versteht sich als eine Plattform für offenen Austausch und Diskussion, die sich deutlich gegen diese böswillige Form des anonymen Protests positioniert.

Einen erfreulicheren Ausblick bietet die anstehende Neu-Montage von 17 Tafeln und sieben Stangen. Während das Stadtlabor-Team im Mai die ersten Reparaturen noch selbst in die Hand nahm, hat sich mittlerweile so viel angesammelt, dass wir unsere Montagefirma noch mal in die Wallanlagen schicken. Für den letzten Monat der Ausstellung bekommen dann einige Geschichten der Stadtlaborant*innen neue, druckfrische Trägermaterialien, um weiterhin allen Interessierten Wissenswertes über die Wallanlagen zu erzählen. Die Beiträge, die bis heute standgehalten haben, werden im Zuge der Neu-Montage poliert und gewaschen, so dass die Ausstellung auch für die erneut millionenstark angekündigten Museumsuferfestbesucher*innen strahlend-gelb bereit steht. Es gibt also viel zu tun – let’s go to work!

Müll zu Schönheit?

Kann Müll schön sein? Wie lässt sich Arbeit sichtbar machen? Wie viel Müll fällt eigentlich in den Wallanlagen an?

In drei Monaten entstehen 55 Kubikmeter Müll allein in der Friedberger Anlage – etwa soviel wie ein geräumiges Wohnzimer fassen kann. Die Parkreiniger der integrativen drogenhilfe Café friedA machen den Müll weg – täglich. Gemeinsam mit der Kommunikationskünstlerin Gabriele Juvan entstand im vergangenen Jahr die Idee, aus dem Müll Kunst zu machen und damit sein Ausmaß sichtbar zu machen, erzählt Irene Meyer, die Leiterin der Einrichtung. Eine sichtbare Skulptur wächst auf der Wiese vor der Einrichtung und vielleicht wichtiger: unsichtbare Beziehungen entstehen. Die Teilnahme am „Stadtlabor“-Projekt bedeutet für Tobias (30) Wertschätzung und Anerkennung seiner Arbeit – und die Mitarbeit bei dem Kunstprojekt gibt seinem Tag mehr Struktur. Sein Projekt ist außerdem ist die Pflege der Facebook-Seite, die er extra dafür angelegt hat – dort stellt er Bilder vom Prozess ein.

Die Rückmeldungen zum Projekt sind kontrovers – viele verstehen nicht, was die Drahtgitterkörbe mit dem Müll sollen und ärgern sich darüber, andere versuchen, die Körbe aufzubrechen um vielleicht noch eine Pfandflasche zu erwischen. Viele der Schüler der angrenzenden Julis-Leber-Schule begegnen den Parkreiniger-Team hingegen mit Respekt – durch das Projekt kommen viele neue Gespräche und Kontakte zustande. Viele finden es wichtig, dass das Ausmaß des Mülls, den wir produzieren, sichtbar wird; andere denken, dass gerade die Verbindung zwischen künstlerischem und sozialem Ansatz den Wert des Projekts ausmacht. Das Team hat immer wieder mit Schwierigkeiten zu kämpfen – der Müll muss sortiert werden, bevor er in die Drahtgitterkörbe kommt – zu groß wäre die Gefahr, dass die Skulptur anfängt zu stinken und Ratten anzieht. Die Motivation für diese Arbeit ist nicht immer leicht und da hilft es, dass Gabriele Juvan einen Kuchen backt, sobald ein Korb gefüllt wird.

Die Müllskulptur ist lebendiger Teil von „park in progress“ – sie wächst, sie verändert den Ort, den wir mit dem Stadtlabor untersuchen und sie weckt Bewusstsein für die Grünfläche und vielleicht ihren Wert. Wer die Skulptur beim Wachsen beobachten möchte, kann dies in der Friedberger Anlage tun. Beitrag Nr. 47 in der Wanderkarte…HM_Stadtlabor_Map_A2_140423_final-page-002_web

Termin: Wer mehr über das Projekt wissen möchte, kommt zum Werkstattgespräch am 20. September um 15 Uhr – dann wird die fertige Skulptur nur für kurze Zeit präsentiert, danach wird sie abgebaut. Ein Audiostatement vom Team zum Projekt gibt´s in der Smartphone-App.

 

Zeichnerischer Spaziergang durch die Wallanlagen

Kamü hat einen eigenen, locker-leichten Blick auf die Wallanlagen. Ihr „Zeichnerischer Spaziergang“ lädt ein, den Frankfurter Anlagenring mittels vieler situativer Zeichnungen zu entdecken. In jedem Anlagenabschnitt finden sich zwei Zeichnungen von Orten oder charakteristischen Situationen – aus der Sicht von Katharina Müller (Kamü). Im Literaturhaus (Schöne Aussicht 2) ist eine Bildstrecke der Originalzeichnungen zu bewundern.

Viel Spaß beim sommerlichen Spaziergang – von der Obermain- bis zur Untermainanlage!

Übrigens: Dieser Beitrag war bisher am meisten vom Vandalismus betroffen  – passt doch deshalb gut auf ihn auf, wenn ihr ihn seht!

Halbzeit fürs Stadtlabor: Bergfest im Park

Am vergangenen Samstag war „Tag der Wallanlagen“ – zur Halbzeit der aktuellen Stadtlabor-Ausstellung konnten Besucher/innen den Park durch die Augen der Ausstellungsmacher betrachten. An vielen Stationen standen die Mitwirkenden und berichteten von ihren Themen und Beiträgen, erzählten Märchen, öffneten ihre Haustüre oder strickten an der „Liebe“ für den Park. Wir freuen uns über das rege Interesse, das sich an vielen Orten gezeigt hat – und auf weitere 9 Wochen Ausstellungslaufzeit!

Ein neues Programm sollte außerdem den Kontakt des Museums zu internationalen Communities stärken: Unter der Federführung von Puneh Hennig, Stipendiatin des Programms Kulturelle Vielfalt und Migration haben wir gemeinsam mit dem AMKA (Amt für multikulturelle Angelegenheiten) dazu aufgerufen, die Ausstellung in verschiedenen Sprachen zu vermitteln. Für sechs Sprachen haben sich interessierte Multiplikatoren gemeldet: Auf Urdu, Tamil, Russisch, Polnisch, Nepali und Türkisch wurde für die jeweiligen Frankfurter Communities in Gruppen durch den Park geführt. Im Anschluss lud ein internationales Picknick, Spiele und argentinischer Tango zum Beisammensein ein. Das komplette Programm gibts hier noch mal zum Nachlesen.

Danke an alle mitwirkenden Ausstellungsmacher und Vermittler, es war ein schönes „Bergfest“ im Park!

Ganz besonderer Dank geht an die Kooperationspartner des Tages:

 

 

Wie romantisch sind die Wallanlagen?

„Zurück zur Natur“ –  berühmtes Diktum von Jean-Jacques Rousseau gilt als eine gedankliche Grundlage für die Umwandlung der Wallanlagen – von Mauern zu Gärten. Dieses  Motiv war Ausgangspunkt für angewandtes Romantisieren mit Björn Wissenbach – im Rahmen des großen Literaturfestivals „Was wir suchen ist Alles“ im Literaturhaus Frankfurt ging es raus in die urbane Natur. Der wohl romantischste Bewohner der Wallanlagen ist Anton Kirchner. Seine Büste steht in der Eschenheimer Anlage. Der Gelehrte verfasste 1818 die „Ansichten von Frankfurt am Main und seiner Umgegend“, in denen er auch die Wallanlagen beschreibt.

Über die Obermainanlage schreibt er 1818: „Wenn man sich am Obermainthor links wendet, so trifft man auf ein unscheinbares Gebüsch, welches keinen so reizenden Lustweg vermuthen lässt. Ist man eingetreten, so zeigen sich gleich zwei sanftgebogene Wege. Der eine links führt durch einen offenen mit mannigfachen Bäumen angepflanzten Hain, wo links eine gut geordnete Verpflanzung den ehemaligen Wollgraben künstliche deckt, rechts aber dem Auge durch hohe Bäume eine herrliche Aussicht  nach dem sogenannten Fischerfelde und der entfernteren Gegend bis Hanau bleibt. Gerade vor uns scheint es, wolle das dichte Gehölz uns den Weg versperren, aber bei dem Eintritte in das Gebüsch wird man von einem prachtvollen Salon von Hängebirken (Betula alba pendula) überrascht, der ungeregelt und mit Gruppen von Rothtannen, (Pinus picea) vermischt ist, die hier eine gute Wirkung hervorbringen. Zur linken Seite zeigt sich dann eine dichte Verpflanzung von seltnen Nadelhölzern, aus welcher auf vier Säulen ein leerer Halbtempel hervorragt. Hier ruht, seinem Wunsche gemäs, der Stifter dieser Anlagen von einem menschenfreundlichen und thätigen Leben aus. Freunde wollen ihm noch ein Denkmal setzen, und Dichter haben mit einer Grabschrift gedroht. Aber Denkmal und Grabschrift stehen ja schon da; stehen an der großen Straße des Lebens, wo täglich hunderte vorüber gehen, und mit gerührtem Herzen den Namen des Geschiedenen lesen. – Diese freundlichen Gänge, welche die Müden in ihren kühlenden Schatten rufen, sind sie denn nicht das Ebenbild seines Gemüths, sind sie nicht der Abdruck seiner Seele?“
Kirchner, Anton: Ansichten von Frankfurt am Main, Frankfurt 1818, S. 20f

Gemeint ist mit der letzten romantisierenden Beschreibung das Grab von Jakob Guiollett, dem die Umwandlung der Wallanlagen zu verdanken sind. Ihm kam die Ehre zuteil, nicht auf dem Friedhof, sondern in den Wallanlagen – seinem Lebenswerk – begraben zu sein.  Sein Denkmal steht in der Taunusanlage.

Wichtigstes Merkmal der romantischen Wallanlagen ist der gärtnerische Grundgedanke: Der Stadtgärtner Sebastian Rinz, der in der Friedberger Anlage zu bewundern ist, legte die ersten Gärten und Promenaden 1808-1812 nach dem Vorbild des Englischen Gartenstils an. Wie romantisch sie heute noch empfunden werden, ist umstritten – je nach Nutzertyp.

Wer mehr Romantik möchte – das Festival „Was wir suchen, ist Alles“ dauert nur noch bis morgen! Hingehen!

Stadtpflanzer bei der Arbeit

Pflanzaktion am Ende der Friedberger Anlage, vor der Skulptur „Metaphorik eines emotionalen Zustands“ am 21. Mai 2014. Eingepflanzt wurde Schafgarbe, Salbei, Thymian (in memoriam an C. Thymian), Rosmarin, Lavendel, Minze, Melisse, Gänseblümchen, Grashalme und Wiesenblumensamen.

Im Sinne des Titels der Skulptur ist das Pflanzen ein künstlerischer Akt, der sich unmittelbar auf das Werk und dessen Standort und Umgebung bezieht. Pflanzen in Schotter ist eine Parabel, ein Gleichnis. Eine Annäherung an die Begebenheit, ein Versuch Bedingungen zu verstehen und mit diesen Bedingungen umzugehen. Als ein Zwischenergebnis könnte ein Motiv entstehen, das einer flüchtigen Erscheinung gleichkommt.

Das am 21. Mai entstandene Motiv war ein „Feld Bild“, ein klassisches Gemälde mit dem Titel „Stadtpflanzer bei der Arbeit“ von 1914-1920, „Großstadt Expressionismus“.

 

 

Um das vergangene, sehr kurze Motiv in ein zukünftiges Motiv zu wandeln – um, im Sinne der Idee von „Stadtlabor unterwegs“, Partizipation zu erreichen, sind in den kommenden Monaten alle Passanten aufgerufen, die Pflanzen zu wässern.

… wie funktionierte die Idee mit dem Tamagotchi noch?

Ob ein nachhaltiges, lebendiges Motiv entstehen wird … in progress … ! (C.F.Ch.H.)