Liebesbriefe und Liebesgeschichten im öffentlichen Raum I

„Liebesbriefe und Liebesgeschichten im öffentlichen Raum I“ vorgelesen am 25. Juni 2014 an der Skulptur „„Metaphorik eines emotionalen Zustands““.Liebesgeschichten_Ffm01

Transitstrecke
… der Traum zeigt einen anderen Abschnitt unseres Denkens… …

Werden in 100 Jahren Liebesbriefe noch mit Stift auf Papier geschrieben? Wie gelangt der Brief dann zum Absender?

Werden wir überhaupt noch mit der Hand schreiben?
R. Franke stellte diese Fragen in einem Abschnitt seines Sience Fiktion vor.

I. Glück wählte einen „Schmachtbrief“ Goethes und einen langen, ausführlichen Brief von W. von Humboldt.

C. Geiger las Passagen einer Geschichte aus Südamerika vor. Diamantensuche, Leibeslust, Liebe, Gier und Verlust.

C. Heier wählte die Briefbeschwerde von Ekki und einen Liebesnachruf von Marie Luise von 1920.

Mitten im Getöse, im sommerlichen Abendlicht – „so als wäre es in Paris, aber da war es nicht“ – tauchten wir vier mal ein, in eine jeweils neue und fremde, ephemere Stimmung von Sehnsucht, Melancholie, Scherz, Überheblichkeit und Wehmut.
Mancher hat das verpasst, mancher hat was aufgeschnappt und uns hat es entzückt.

Urban Legends – die Sage um Hans Winkelsee

Die Anna-Schmidt-Schule ist die einzige Schule in Frankfurt, von der aus die Spitze des Eschenheimer Turms zu sehen ist und die Sage von Hans Winkelsee erfreut sich bei den Schülern seit Jahren großer Beliebtheit. Da lag es auf der Hand, den Stoff als Grundlage für ein Theaterstück zu verwenden:

Der Neuner in der Wetterfahne ist eine bekannte Sage aus dem Frankfurt am Main des 16. Jahrhunderts. Sie handelt von einem Wilderer, der für neun Tage im Eschenheimer Turm eingekerkert war. Er soll der Todesstrafe entgangen sein, indem er die Ziffer 9 in die Wetterfahne des Turmes schoss. Die Klasse 2b der Regel-Grundschule hat aus dem Stoff ein Theaterstück entwickelt, das Anfang Juli und einmalig im September zur Aufführung kommt. In der Premiere wird die Rolle des Bürgermeisters von Oberbürgermeister Peter Feldmann höchstpersönlich gespielt.

Postkarte Hans Winkelsee_Sammlung Church

Der Stoff wurde ergänzt und interpretiert, um Rollen für alle Schüler zu schaffen, die mitspielen wollten. Damit nicht genug, plötzlich stand die Idee im Raum, dass Hans Winkelsee sein Gnadengesuch an den Bürgermeister richtet und nicht, wie in den bisherigen Erzählungen, an den Rat der Stadt Frankfurt. „Und wie wäre es, wenn wir unseren Oberbürgermeister fragen, ob er die Rolle übernimmt?“ , schlagen die Schüler im Überschwang vor. Aus einer lustigen Idee wird anschließend ein fester Vor­satz. Eine Schülerin fasst sich ein Herz und besucht Oberbürgermeister Peter Feldmann in der Bürgersprechstunde, um ihn für die Rolle zu gewinnen. Mit Erfolg – in der Premiere am 1. Juli 2014 spielt er den Bürgermeister.

Die „Bürgersprechstunde“, der „Dibbemarkt“ und die „Grie Soß“ wurden ebenfalls ins Stück eingearbeitet. Lassen Sie sich überraschen, wie sich die Geschichte in der Fantasie der Klasse 2b zugetragen hat.

In der Ausstellung ist die Anna-Schmidt-Schule übrigens mit 5 Beiträgen vertreten, alle rund um die Bockenheimer und Eschenheimer Anlage! (Nr. 23, 29, 31, 33, 38), und für die App haben die Schüler eine kleine Audiospur zum Entenhotel eingesprochen!

Termine:

Dienstag, 1. Juli 2014 (Premiere mit OB Peter Feldmann)

Mittwoch, 2. Juli 2014

Mittwoch, 17. September 2014

jeweils um 12:30 Uhr im Forum der Anna Schmidt-Schule (Zugang Fellnerstr./ Bockenheimer Anlage)

 Anmeldung erbeten unter: w.hofmann-jarczyk@anna-schmidt-schule.de

#Grenzverhandlungen – Veranstaltungsankündigung

Am Willy-Brandt-Platz entsteht im Rahmen des Stadtlabors ein offenes LeseSchreibLabor. Die Idee ist, dass Passant*innen ihre Erfahrungen und Positionen zum Thema #grenzverhandlungen dort hinterlassen können. Initiiert wurde das Projekt von der Künstlerin Helga Franke, sowie Veronika Czech, Steven Heller und Pablo Jacoby – mit denen das hmf bereits bei dem partizipativen Sammlungsprojekt 2013 zum Occupy Frankfurt Camp zusammengearbeitet hat. Bisher sind die Rückmeldungen unterschiedlicher Natur: Neben interessanten, künstlerischen Beiträgen finden sich viele durchdachte Kommentare, leider aber auch zahllose unqualifizierte Äußerungen, die bei so einem Projekt im öffentlichen Raum eben auch entstehen. Viele der Rückmeldungen erhält das Projektteam mündlich – zahlreiche internationale Gäste Frankfurts äußern sich positiv und interessiert an dem künstlerischen Bauzaun. Wir beobachten gespannt, wie das offene Labor in den kommenden Wochen und Monaten wachsen wird.

Zwei Veranstaltungen  machen diese Woche die Situation von Flüchtlingen an den Außengrenzen Europas zum Thema:

Donnerstag, 19.06.2014, 18 Uhr

Ort: Lese-Schreib-Labor, Willy-Brandt-Platz, Gallusanlage

Welcome to Europe?

#grenzverhandlungen mit kein mensch ist illegal und Lampedusa in Hanau

Drei kurze Vorträge und Erfahrungsberichte begleiten eine temporäre Ausstellung zur Situation von Flüchtlingen an den Außengrenzen und durch Europa. Immer wieder versuchen MigrantInnen und Flüchtlinge von Marokko aus die massiven Grenzzäune der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla zu überwinden. „Traces from Lesvos“ zeigt Geschichten von Menschen, deren Weg via Griechenland nach Deutschland und Skandinavien führte. In den Kämpfen gegen „Dublin II“ sowie dem derzeit stattfindenden „Marche pour la liberté“ nach Brüssel werden Forderungen nach Bewegungsfreiheit und gleichen Rechten erhoben.

 

Sonntag, 22.06, 16 Uhr

Ort: Lese-Schreib-Labor, Willy-Brandt-Platz

Rudolf Sievers: Lampedusa* Buchbesprechung und Lesung.

*Ulrich Ladurner: Lampedusa. Residenz Verlag Wien (2014)

Ulrich Ladurners Buch – eine poetische Geschichte der Insel, ein faszinierender Reisebericht und ein mitfühlendes politisches Manifest – wird besprochen, Auszüge werden vorgelesen; anschließend Diskussion.

 

Wie romantisch sind die Wallanlagen?

„Zurück zur Natur“ –  berühmtes Diktum von Jean-Jacques Rousseau gilt als eine gedankliche Grundlage für die Umwandlung der Wallanlagen – von Mauern zu Gärten. Dieses  Motiv war Ausgangspunkt für angewandtes Romantisieren mit Björn Wissenbach – im Rahmen des großen Literaturfestivals „Was wir suchen ist Alles“ im Literaturhaus Frankfurt ging es raus in die urbane Natur. Der wohl romantischste Bewohner der Wallanlagen ist Anton Kirchner. Seine Büste steht in der Eschenheimer Anlage. Der Gelehrte verfasste 1818 die „Ansichten von Frankfurt am Main und seiner Umgegend“, in denen er auch die Wallanlagen beschreibt.

Über die Obermainanlage schreibt er 1818: „Wenn man sich am Obermainthor links wendet, so trifft man auf ein unscheinbares Gebüsch, welches keinen so reizenden Lustweg vermuthen lässt. Ist man eingetreten, so zeigen sich gleich zwei sanftgebogene Wege. Der eine links führt durch einen offenen mit mannigfachen Bäumen angepflanzten Hain, wo links eine gut geordnete Verpflanzung den ehemaligen Wollgraben künstliche deckt, rechts aber dem Auge durch hohe Bäume eine herrliche Aussicht  nach dem sogenannten Fischerfelde und der entfernteren Gegend bis Hanau bleibt. Gerade vor uns scheint es, wolle das dichte Gehölz uns den Weg versperren, aber bei dem Eintritte in das Gebüsch wird man von einem prachtvollen Salon von Hängebirken (Betula alba pendula) überrascht, der ungeregelt und mit Gruppen von Rothtannen, (Pinus picea) vermischt ist, die hier eine gute Wirkung hervorbringen. Zur linken Seite zeigt sich dann eine dichte Verpflanzung von seltnen Nadelhölzern, aus welcher auf vier Säulen ein leerer Halbtempel hervorragt. Hier ruht, seinem Wunsche gemäs, der Stifter dieser Anlagen von einem menschenfreundlichen und thätigen Leben aus. Freunde wollen ihm noch ein Denkmal setzen, und Dichter haben mit einer Grabschrift gedroht. Aber Denkmal und Grabschrift stehen ja schon da; stehen an der großen Straße des Lebens, wo täglich hunderte vorüber gehen, und mit gerührtem Herzen den Namen des Geschiedenen lesen. – Diese freundlichen Gänge, welche die Müden in ihren kühlenden Schatten rufen, sind sie denn nicht das Ebenbild seines Gemüths, sind sie nicht der Abdruck seiner Seele?“
Kirchner, Anton: Ansichten von Frankfurt am Main, Frankfurt 1818, S. 20f

Gemeint ist mit der letzten romantisierenden Beschreibung das Grab von Jakob Guiollett, dem die Umwandlung der Wallanlagen zu verdanken sind. Ihm kam die Ehre zuteil, nicht auf dem Friedhof, sondern in den Wallanlagen – seinem Lebenswerk – begraben zu sein.  Sein Denkmal steht in der Taunusanlage.

Wichtigstes Merkmal der romantischen Wallanlagen ist der gärtnerische Grundgedanke: Der Stadtgärtner Sebastian Rinz, der in der Friedberger Anlage zu bewundern ist, legte die ersten Gärten und Promenaden 1808-1812 nach dem Vorbild des Englischen Gartenstils an. Wie romantisch sie heute noch empfunden werden, ist umstritten – je nach Nutzertyp.

Wer mehr Romantik möchte – das Festival „Was wir suchen, ist Alles“ dauert nur noch bis morgen! Hingehen!

Von Romantikern, Märchernerzählern und Urbanisten

Die kommende Woche sollte sich keiner entgehen lassen:

Wir starten romantisch mit einem Spaziergang am Literaturhaus (Di, 3. Juni, 17 Uhr) mit Björn Wissenbach, der uns auf die Reise durch die Idylle der Wallanlagen des 19. Jahrhunderts begleitet – mit all seinen Mythen, Kunstwerken und heimlichen Treffpunkten. Infos hier. Wer davon nicht genug bekommen kann, kann ein ganzes Festival haben!

Mythisch geht es weiter (Mi, 4. Juni, 18 Uhr) im Maurischen Haus – das herrlich orientalistisch verschörkelte Kleinod an der Eschenheimer Anlage darf besichtigt werden – die Bewohner und der Verein evanda – Leben mit Parkinson e.V.  stellen sich vor –  erzählt werden außerdem maurische Märchen von Irene Glueck. (Blumenstr. 2)

Für alle Stadtpiraten gibt es ab dem 5. Juni ein Angebot, das keiner ablehnen kann: Schorsch Kamerun inszeniert ein partizipatives Theaterstück in den Wallanlagen. Gehts noch? Ja – und zwar nur gemeinsam mit Lokalpatrioten, Bankern und Occupisten entsteht eine „Oper zwischen den Fronten“ – Auf keinen Fall entgehen lassen. (Alle Termine hier)

Und wer dann vielleicht wissen will, wie so etwas überhaupt funktioniert: so ein STADTLABOR – der Schmelztiegel unterschiedlichster urbaner Interventionisten – der kann sich auf seinen Drahtesel schwingen und bei der „Fahrradtour mit Kuratorin“ mitfahren (Fr. 6. Juni, 16 Uhr, Start: Eschenheimer Anlage, Flemings Hotel) und sich ausgewählte Ausstellungsbeiträge ansehen!

Zum Wochenausklang darf entspannt werden: Peter Seidel lädt ein zu Wortakrobatik – eine Lesung mit Musik führt unterhaltsam auch durch die Wallanlagen. Dazu der Kommentar der Gänsekieler Nachrichten: So muss Text. (Sa., 7. Juni, 20 Uhr, Katakombe Kulturhaus)

Alle (ausführlichen) Infos gibts es auch hier: Kalender

Viel Spaß!

 

PS: Ach ja, und Montags gehen wir immer joggen in den Wallanlagen: Immer 17:30 Uhr Start am historischen museum* Falls jemandem langweilig wird.

 

Ausstellungs-App für die Wallanlagen

5,2 km Ausstellungsfläche, 22 Hektar Grün, unendlich viele Zugänge, 24/7 Öffnungszeiten und ein diverses, zufälliges Ausstellungspublikum – fast größenwahnsinnig wirken die Rahmenbedingungen des aktuellen (und kurz vor der Eröffnung stehenden) „Stadtlabor unterwegs“ in den Wallanlagen. Unter dem Titel „park in progress“  nehmen wir die Herausforderung an und stellen der Ausstellung im öffentlichen Raum ein mächtiges Werkzeug zur Seite: die Wallanlagen App.

Zum ersten Mal entwickeln wir im historischen museum frankfurt eine Smartphone-Anwendung, die ähnlich wie die analoge Wanderkarte den Ausstellungsbesuch bereichern soll. Ausgehend von der Frage, wie wir den Ausstellungsbesucher/innen die Orientierung im unübersichtlichen Wallanlagen-„Dschungel“ erleichtern können, entdeckten wir plötzlich immer neue Möglichkeiten. Eine App kann nicht nur den Weg durch die Ausstellung vermittelt. Vielmehr ist sie Träger für mediale Inhalte, die in der öffentlichen Ausstellung nicht gezeigt werden könnten.  Sie ermöglicht uns auch die spielerische Vermittlung von Ausstellungsinhalten. Informationen z.B.  zu Veranstaltungen können aktualisiert angezeigt werden und eine „Share“ Funktion für einschlägige Social Media Plattformen ermöglicht das Teilen von Ausstellungsinhalten und und und… wow, Größenwahnsinn ich hör dir trapsen. Aus dem vielseitigen Sortiment entschieden wir uns für folgende Funktionen:

  • Zum einen bietet die neue App Begleitmaterialien zur Ausstellung: Was ist das überhaupt für ein Ausstellungsprojekt? Wo sind die Beiträge? Welche Veranstaltungen gibt es im Rahmenprogramm?
  • Darüber hinaus informiert die App über die Wallanlagen und ihre Geschichte(n): Was gibt es in den sieben Anlagenabschnitten zu sehen? Wie ist ihre Geschichte? Und welche Geschichten verbinden Frankfurter/innen mit verschiedenen Orten in den Wallanlagen? Kleine, unterhaltsame Audiospuren sind eingebettet.
  • Als Special gibt es ein Spiel zu entdecken: Wo findet sich welches Denkmal? Welche Geschichten stecken dahinter? Wie hat sich das Bild der Anlagen historisch verändert?

Herausgekommen ist ein bunter Mix aus Bildern, Veranstaltungen, Audiobeiträgen, Texten, Kartenansichten, Icons und Share-Buttons, die ganz unterschiedliche Zugänge zur Ausstellung und in die Wallanlagen ermöglichen. Sobald wir die Testphase abgeschlossen haben – unendliches klicken, wischen, korrigieren – wird die App ab dem 12. Mai in den App Stores für Android 4.0 und IOS verfügbar sein. Wir sind voller Vorfreude auf unser „Baby“ und freuen uns über Feedback… gerne hier auf dem Blog!

Zum Download geht es hier entlang!